"Wasser mal anders" - Herbstausflug 2025
Für den diesjährigen Herbstanlass hatte sich Monika etwas besonderes einfallen lassen: Die Besichtigung des Höngger Stauwehres mit angeschlossenem Wasserkraftwerk stand auf dem Programm. Vor meinem geistigen Auge sah ich schon das Bild eines sonnigen Herbstages mit strahlend blauem Himmel und milden Temperaturen mit einer friedlich dahin fliessenden Limmat. Doch leider sah die Wirklichkeit an diesem Samstagmorgen komplett anders aus. Tief hängende Wolken, ein kühler Wind und Dauerregen trübten das vor mir liegende Bild auf das Wehr, das im Augenblick die gewaltig herabstürzenden Wassermengen der Limmat verkraften musste. Bei näherem Ansehen erkannte ich am Ende des Stauwehres elf beschirmte Aquariustaucher, die unschlüssig auf irgend etwas warteten.
Es war wirklich eine illustre Schar, die sich hier versammelt hatte. Ich erblickte unter anderem eine der Co- Präsidentinnen, drei weitere Vorstandsmitglieder, einen Ex-Cheftauchleiter, zwei aktive Bademeister und last but not least den Ex-Präsidenten mit seiner charmanten Gattin, sowie diverse aktive Taucher. Punkt 9 Uhr gesellte sich ein älterer uns unbekannter Herr mit knallgelben Regenschirm zu unserer auf inzwischen zwölf Teilnehmer angewachsenen Runde. Im Namen des ewz hiess er uns willkommen und war von nun an für über drei Stunden unser Reiseleiter.
Zuerst ging es hinunter in einen Schacht direkt neben dem Wehr - zumindest war es schon mal schön trocken da unten. Die aktuelle Wassermenge der Limmat betrug zu diesem Zeitpunkt ca. 111 Kubikmeter pro Sekunde! Das sind einige Badewannen voller Wasser, die hier in sehr kurzer Zeit durch Zürich rauschen - genauer gesagt über 600. Wir erfuhren auf sehr anschauliche Art und Weise, wie sich das Wehr selbst reguliert, damit der Oberwasserstand auf +/- 4 cm genau gehalten wird - das ist die Auflage. Auch die Gefahr von Wasserwalzen und -Wirbeln wurde erklärt. Gerade für uns als Schwimmer und Taucher eine nicht ganz unbedeutende Thematik, der man sich stets bewusst sein sollte, wenn man in solche Gewässer hineinsteigt. Die gelben Bojen, die den spätesten Ausstieg beim Limmatschwumm signalisieren, erfüllen übrigens ihren Zweck sehr gut: seit deren Installation wurde kein Todesfall eines Schwimmers aufgrund des Wehrs mehr verzeichnet. Damit die Fische trotzdem noch den Weg vom Unter- ins Oberwasser finden, gibt es eine unterirdisch verlaufende Fischtreppe, für deren Besichtigung wir uns erst mal sportlich betätigen mussten - einer nach dem anderen. Tatsächlich konnten wir auch einige Fische beobachten, die sich mühsam den Weg flussaufwärts erkämpften. Damit dies ein wenig einfacher fällt, betrug die Wassermenge dort ca. 0.4 Kubikmeter pro Sekunde - deutlich weniger als in der zu diesem Zeitpunkt reissenden Limmat.
Ein rund zehnminütiger Spaziergang führte uns anschliessend zum eigentlichen Kraftwerk etwas flussabwärts - ein kleines, denkmalgeschütztes Häuschen, wo nach einer kurzen Einführung und Diskussion in Energiesparpotenzial im Haushalt ein reichhaltiger Apéro, gesponsert von der ewz, auf uns wartete. Mittlerweile ist die Wassermenge in der Limmat um weitere 28 Badewannen pro Sekunde, total 116 Kubikmeter pro Sekunde angestiegen. Verarbeiten kann die Turbine im Kraftwerk maximal 50 Kubikmeter pro Sekunde - mindestens 20 müssen dabei stets im eigentlich Flusslauf verbleiben, damit die Fische und Schwimmer nicht plötzlich auf dem trockenen liegen. Während dem Apéro konnten wir im Hintergrund ein kleines Museum bestaunen, das zwei grosse Wasserturbinen aus dem Ende des 19., respektive frühen 20. Jahrhundert beherbergte - Schalttableau, Generator und besondere Zahnkränze aus speziellem Holz konnten wir von nahem bestaunen. Zum erstaunen aller war diese Anlage noch beinahe voll funktionsfähig - als sich der Wasserschieber öffnete und sich die Turbinen mit ca. 50 bzw. 25 Umdrehungen drehten und wir eine Spannung von 2300 Volt vom Schalttableau ablesen konnten. Synchronisiert haben wir die Anlage aber nicht mit dem Netz - alle Einrichtungen dazu wären jedoch vorhanden gewesen - ein echter "Augenschmaus" für Technikbegeisterte und natürlich auch für alle anderen Teilnehmer der Führung.
Das anschliessende Wining & Dining musste verdient werden: nach einem ca. 45 minütigen Fussmarsch durch leichten Regen war das Restaurant in Sicht. Ein herzliches Dankeschön an dieser Stelle an Monika für die Organisation dieses gelungenen und sehr spannenden Anlasses unter dem Thema "Wasser mal anders"!
Alle Eindrücke vom Herbstausflug am 27.09.2025 findet ihr in der Bilder-Galerie.